Lydia Jantzen-Philipp (Journalistin) :
Zu den Arbeiten Ines Scheppachs:
Die Ordnung der Welt ist die Schönheit der Welt.
Simone Weil
Ines Scheppachs Zeichnungen sind in Strich und Aussage so dicht, dass man sie nicht zu den Grafiken, sondern zu den Bildern rechnen muss. “Gezeichnete Bilder” nennt denn auch die Künstlerin ihre Arbeiten. Lebenssituationen, in vielfältiger Form, sind das Thema. Schönheit, Alter, Verlassensein, Aufsässigkeit, Schmerz, Freude, Trauer, Schutzbedürftigkeit, Beschütztsein, das ist ein Ausschnitt aus der Themenwelt, mit der sich die Bilder der Künstlerin beschäftigen.
Menschen, Wesen, Tiere, die Natur, die Architektur, naturwissenschaftliche Phänomene sind die Mittel, mit denen sie ihre Gedanken umsetzt. Wo Dinge nicht erklärbar sind, findet man gelegentlich auch Gestalten, die aus der Mythologie überkommen zu sein scheinen, die aber nie als bloße Figuren zu verstehen sind, sondern die immer symbolhafte Funktionen haben. Mit solchen Ausdrucksmitteln gelingt es Ines Scheppach, Gefühle, Stimmungen, Zustände im menschlichen Leben auf ihre ganz eigene Weise auszudrücken.
Die Arbeiten sind stets von einer inneren Ästhetik getragen, selbst bösartig geplante Figuren gelingen ihr irgendwie liebenswert. Immer wieder nimmt Ines Scheppach neue Themen auf, schafft neue Zyklen, verwendet neue Techniken, erklärt sich wohl auch Dinge, indem sie sie zeichnet, Zellstrukturen zum Beispiel, Spinnennetze, sind bei ihr ebenso beredte Bildelemente wie Labyrinthe und Marmorstrukturen. Immer aber gelingt es ihr, verschiedenartigste, auch gegensätzliche Formen, Figuren, Aussagen in ihren Bildern so zusammen zu bringen, dass sie den Eindruck vermitteln, als gehörten sie schon immer zusammen.
Der Widerstand, den das gewählte Sujet oder Material der Künstlerin bietet, ist für ihren Arbeitsprozess wichtig, erzwingt über die technische auch die geistige Auseinandersetzung, das Meistern, die Meisterschaft. So strahlen die Bilder Ines Scheppachs Ruhe aus, Ausgeglichenheit, laden den Betrachter zum Verweilen ein, zum Spazierengehen mit den Augen. Ines Scheppachs Arbeitsprozess beinhaltet Sisyphus'sche Feinstarbeit. Gelegentliche Pläne, “großzügiger" zu werden scheitern zumeist. Auch ihre großformatigeren Arbeiten haben die für die Künstlerin übliche Feinheit und Durchsichtigkeit. Viele ihrer Bilder zeigen den feinen Humor, die beson- dere, fast artistische Verspieltheit, die Ines Scheppach auszeichnet und zeigen auch, dass ihre Bilder nie ein Stückchen Zeichengrund durchscheinen lassen. Sie zeugen aber auch von ihrem Vermögen, gegensätzliche Elemente zusammenzuknüpfen und zu einem ungewöhnlich harmonischen Ganzen werden zu lassen
Zur Technik:
Bleistift ist das wesentliche Malmittel der Ines Scheppach, auch wenn sie immer wieder Ausflüge in andere Techniken macht. Farbstifte, Kreide, Kohle, Ölpastellfarben, Pastellstifte, Ines Scheppach zeichnet.- Selbst ihre Aquarelle sind mit einem hauchfeinen Pinsel gezeichnet. Ihre zurückhaltende Farbigkeit, ihr raumfüllender Bildaufbau, ihre ungewöhnliche Themenwahl sind für die Künstlerin ebenso bezeichnend wie ihre ständige Suche nach neuen Ausdrucksmitteln. Kleinformate und Originallithographien (1999) werden sicher noch nicht das Ende dieses Weges sein, der die entstehenden Arbeiten an Unverwechselbarkeit nichts einbüßen lässt.
Lydia Jantzen-Philipp (2005)
Lydia Jantzen-Philipp (Journalistin) :
Lydia Jantzen-Philipp (2005)